Freitag, 22. August 2008

Mädchenitaliener


Der Laden ist direkt am Kanal. Man sitzt unter alten Kastanien und die italienischen Punkrocker (naja, auch in die Jahre gekommen) sind zu allen angeblich immer ziemlich rotzig und unfreundlich. In regelmäßigen Abständen wird von tief gekränkten Gastro-Kritikern in den Berliner Stadtmagazinen gewettert, dass die beste Pizza der Welt trotzdem auch nicht diese garstigen und arroganten Kellner rechtfertigt. Aber es gibt ein kleines gallisches Dorf, das mit viel Liebe und Charme und Trinkfestigkeit und fürstlichen Trinkgeldern ihre Herzen erobert hat: Laxenhausen. Voller Neid und Ehrfurcht sehen erniedrigte Gäste an Nachbartischen mir beim gut behandelt werden zu.
Einzige Ausnahme: Männliche Begleitung. Da ist der Italiener dann doch auch nur Italiener. Punkrock hin oder her. Dann gibts auch für mich kein Küsschen und nicht den lieblichen, sondern den räudigen Grappa. Da hält er Distanz zum vermeindlichen Hirschen an meiner Seite.
Lustigerweise hat das wiederum zur Folge, dass ich da auch gar nicht mehr mit jungen Hirschen hin gehen will. Jedes Flirten oder Schäkern bleibt im Halse stecken und fühlt sich an wie ein kleiner Verrat. Oder wie Knutschen vor den Eltern. Deshalb gibt es dort nur noch Mädchen-Abende. Die aber auch amtlich. Dann sind wir italienische Prinzessinnen. Für einen Abend.

Samstag, 9. August 2008

Tränendes Herz


Die Wahrheit ist, wie so oft, einfach und banal: Ich bin verliebt. Er aber nicht in mich. Und das weiß ICH auch schon länger. Millionen von Menschen sind schon daran gescheitert, dieses Missverhältnis ignorieren zu wollen. Das funktioniert nicht und das weiß ja eigentlich auch jedes Kind. Aber die Verlockung ist dann doch zu groß, es doch zu versuchen. Tja und was wir auch wissen - sobald "echte Gefühle" im Spiel sind, wird es unübersichtlich und bescheuert. Es ist sicher lebhaft vorstellbar, dass ich DIESEN Text wirklich gerne vermieden hätte.
Mein Herz tut weh.

Ich weiß nicht, wie man die Liebe macht


Wie ich weiss, "macht" man die Liebe nicht.
Sie weint bei einem Wachslicht im Dach.
Ach, sie waechst im Lichten, im Winde bei
Nacht. Sie wacht im weichen Bilde, im Eis
des Niemals, im Bitten: wache, wie ich. Ich
weiss, wie ich macht man die Liebe nicht.

Unica Zürn

Sonntag, 3. August 2008

Karstadt Hermannplatz - ein Kammerspiel


" Dennis! sseigste der jungen Dame ma schnell kleene Hanteln?!"
Ich: "Aber echt schnell, Dennis!"
Dennis zeigt Hanteln, erklärt Vor- und Nachteile, ich muss beweisen, dass ich eine Zweikilohantel eine Minute am ausgestreckten Arm halten kann. Interessierte Mitkäuferinnen gesellen sich zu Dennis und mir. Die Gruppe beschließt, dass ich jetzt auch noch mal die Fuß- UND die Handgelenkgewichte anziehen soll. Wir erörtern, ob es Sinn macht, die Teile beim Joggen zu tragen. Ich behaupte, beim Walken ja, beim Joggen nein. Dennis winkt ab. Mitkäuferin fragt, ob DAS funktioniert, wenn sie die beim Spazierengehen trägt. Der Beitrag wird von Dennis ignoriert. Dennis hält, ich schlüpfe rein. Dennis: "welscher Muskel solls denn sein?" Ich: "alle am Arm." Dennis starrt auf meine Arme und gibt mir einen versteckten Klaps auf den Oberschenkel. "Der hier hinten, wa?" Jibts och ne jute Übung nur mit Stuhl und ohne Hantel." Ich: "Mach vor". Dennis turnt nun zwischen den Regalen, die Mitkäuferin klatscht begeistert im Takt. Ich verlange von ihr, dass sie jetzt wenigstens die 1Kilohanteln eine Minute ausgestreckt halten soll. Schließlich haben Dennis und ich auch schon was vorgeturnt. Dennis nennt mir noch den Fachbegriff der Übung (vergessen) ist jetzt aber etwas atemlos. Wir entscheiden uns für die Zweikilohanteln für mich, Dennis ist zuversichtlich. Mitkäuferin hat sich verdrückt OHNE ihre Übung zu machen. Dennis gibt mir den Karton. Ich: "Uff, ist ja auch schon blöd zum nach Hause tragen." Dennis: "Ick kannse Dir ooch nach Hause bringen, denn sseig ich Dir noch mehr Übungen..." Ich ab.